Reetdach: Alles rund um Kosten, Aufbau und Pflege

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Reetdach: Alles rund um Kosten, Aufbau und Pflege

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Gefallen dir traditionelle Häuser mit natürlichen Materialien gefallen? Dann hast du vielleicht schon einmal über ein Reetdach nachgedacht. Seit Jahrhunderten prägen die berühmten, mit Schilfrohr gedeckten Dächer die Landschaft in Norddeutschland und anderen Küstenregionen. Doch ein Reetdach ist nicht nur schön anzusehen, es überzeugt auch durch seine Nachhaltigkeit, gute Dämmung und eine ganz besondere Atmosphäre.

In diesem Artikel erfährst du alles von den Kosten eines Reetdachs, über den Aufbau bis hin zur Lebensdauer und Instandhaltung.

Was genau ist ein Reetdach?

Ein Reetdach gehört zu den sogenannten Weichdächern und besteht aus einer Deckung mit Schilfrohr. Das Wort „Reet“ entspricht der niederdeutschen Übersetzung des Wortes „Ried“ und wurde im 20. Jahrhundert aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche übernommen. Das Naturmaterial wächst vor allem in Feuchtgebieten und wird seit Jahrhunderten für den Dachbau genutzt. Das Reet befestigt man gebündelt, getrocknet und in mehreren Schichten auf dem Dach. So entsteht die charakteristische, dicke Dachdeckung, die dein Zuhause nicht nur optisch aufwertet, sondern auch hervorragend gegen Hitze und Kälte schützt.

Früher war das Reetdach vor allem in ländlichen Gegenden sehr verbreitet, weil das Material günstig und regional verfügbar war. Heute entscheiden sich immer mehr Bauherren bewusst für ein Reetdach, um ein natürliches, nachhaltiges und besonders wohnliches Zuhause zu schaffen. Wenn dir Nachhaltigkeit, Tradition und ein besonderes Wohngefühl wichtig sind, könnte ein Reetdach genau das Richtige für Dich sein, auch wenn es sich dabei nicht unbedingt um die günstigste Dacheindeckung handelt.

Reetdach Aufbau: So ist ein Reetdach konstruiert

Der Aufbau eines Reetdachs ist etwas ganz Besonderes. Anbei findest du die wichtigsten Schritte kurz erklärt:

  1. Dachkonstruktion: Bevor das Reet verlegt wird, braucht dein Haus eine stabile Dachkonstruktion. Meist bestehen die Sparren aus Holz, auf denen später die Reetbündel befestigt werden.
  2. Unterkonstruktion: Auf die Sparren wird eine Lattung angebracht, an der die Reetbündel mit Draht befestigt werden.
  3. Reetdeckung: Das Reet wird schichtweise von unten nach oben aufgebracht, jede Schicht überdeckt die darunterliegende, ähnlich angebracht wie Dachziegel. Dadurch fließt Regenwasser zuverlässig ab.
  4. First: Der obere Abschluss des Dachs, wird oft mit Heidekraut oder speziellen Firstziegeln abgedeckt, um die empfindliche Kante zu schützen.

Ein gut gebautes Reetdach ist nicht nur dicht, sondern auch atmungsaktiv und sorgt für ein angenehmes Raumklima Im Sommer bleibt es kühl, im Winter warm, außerdem ist Reet ein nachwachsender Rohstoff und damit eine definitiv umweltfreundliche Wahl.

Was kostet ein Reetdach?

Das Reetdach gehört zu den teuersten Dacheindeckungen und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Fläche des Dachs: Je größer dein Dach, desto mehr Material und Arbeitszeit werden benötigt.
  • Dachneigung: Ein steileres Dach benötigt mehr Reet, sorgt aber auch für eine längere Lebensdauer.
  • Regionale Unterschiede: In Norddeutschland ist Reet oft günstiger als in südlicheren Regionen.
  • Qualität des Reets: Hochwertiges, dichtes Reet kostet mehr, hält aber auch länger.

Als grobe Orientierung kannst du mit ca. bis 80 bis 130 Euro pro Quadratmeter rechnen. Dazu kommen Kosten für den First, eventuell spezielle Brandschutzmaßnahmen und die Arbeitskosten des Dachdeckers. Insgesamt kann ein Reetdach bei einem Einfamilienhaus schnell zwischen 10.000 und 40.000 Euro kosten. Grundsätzlich sind die Kosten für ein Reetdach etwa doppelt so hoch wie für ein Ziegeldach. Die Arbeitszeit ist ungefähr fünfmal so lang.

Beachte: Reetdächer brauchen regelmäßige Pflege, damit sie lange halten. Dazu gehören kleine Reparaturen sowie das Nachdecken einzelner Bereiche.

Worauf solltest du beim Kauf eines Reetdachs achten?

Wenn du ein Reetdach kaufen möchtest, gibt es ein paar wichtige Punkte, die du unbedingt beachten und gut überdenken solltest:

  • Qualität: Achte darauf, dass das Reet lang, dickwandig und möglichst gerade ist. Billiges, brüchiges Reet hält nicht so lange und muss schneller ausgetauscht werden.
  • Handwerker: Nicht jeder Dachdecker ist auf Reetdächer spezialisiert. Suche daher nach Fachbetrieben, die Erfahrung mit der Eindeckung von Reetdächern haben und sich mit den regionalen Besonderheiten gut auskennen.
  • Brandschutz: Reetdächer gelten als brennbar. Es gibt jedoch moderne Lösungen wie spezielle Brandschutzbeschichtungen oder eine sogenannte Hartdachdeckung am First, die das Risiko reduzieren.
  • Genehmigungen: In manchen Regionen gelten besondere Auflagen für Reetdächer, vor allem in historischen Ortskernen oder Naturschutzgebieten. Kläre daher unbedingt im Vorfeld, ob du eine Baugenehmigung benötigst.

Tipp: Lasse Dir Referenzen zeigen und sprich mit anderen Hausbesitzern, die bereits ein Reetdach haben. So bekommst du ein Gefühl dafür, worauf du besonders achten musst. Du kannst ein Reetdach übrigens auch auf Neubauten installieren, allerdings muss die Dachkonstruktion speziell dafür ausgelegt sein.

Kunstreet: Preislich eine gute Alternative?

Vor ungefähr 10 Jahren wurde in Deutschland außer Naturreet auch sogenanntes Kunstreet bei der Verarbeitung eingeführt. Dieses Material aus Kunststoff ahmt das Aussehen von Naturreet nach und bietet folgende Vorteile im Vergleich:

  • längere Haltbarkeit
  • keine Verfärbung im Laufe der Jahre
  • geringerer Wartungsaufwand
  • Die Dacheindeckung kann deutlich dünner sein
  • Einstufung als Hartdach

Nachteil: Die Kosten liegen etwas über Naturreet, was du natürlich einplanen solltest.

Reetdach: Vorteile und Nachteile im Überblick

Das Reet überzeugt vor allem durch seine Elastizität, Festigkeit und Tragfähigkeit und stellt eine ideale Dachkonstruktion dar. Aufgrund der hohen Konzentration an Silizium ist das Reet besonders wasserresistent und elastisch. Neben den Kosten für das Material, musst du aber auch die aufwändige Konstruktion und die längere Bauzeit sollte sowie den Pflegeaufwand und die Versicherungen beachten.

VorteileNachteile
Hohe Elastizität, Festigkeit und TragfähigkeitHöhere Kosten als herkömmliche Dachdeckungen
Besonders wasserresistent durch hohen SiliziumgehaltAufwändige Konstruktion und längere Bauzeit
Exzellente Wärmedämmung durch langsamen TemperaturausgleichErhöhter Pflege- und Wartungsaufwand
Widerstandsfähig gegen Hitze, Kälte, Schnee und RegenHöheres Brandrisiko (mit modernen Schutzmaßnahmen gut kontrollierbar)
Einheitliche und wasserabweisende Dachfläche durch verflochtene ReetsträngeBefall durch Schimmel oder Schädlinge möglich
Natürliches, nachhaltiges MaterialGrößeres Grundstück erforderlich (aufgrund notwendiger Abstände zur Grundstücksgrenze)
Angenehmes RaumklimaNicht überall erlaubt oder genehmigungsfähig
Einzigartige Optik
Wertsteigerung der Immobilie

Wie lange hält ein Reetdach?

Ein gut gepflegtes Reetdach kann erstaunlich lange halten, allerdings hängt die Lebensdauer eines Reetdachs sehr stark von verschiedenen Faktoren ab:

  • Qualität des Reets: Ein hochwertiges Reet kann 25 bis 40 Jahre halten, manchmal sogar länger
  • Dachneigung: Je steiler das Dach, desto schneller läuft das Regenwasser ab – das verlängert die Lebensdauer
  • Lage des Hauses: Häuser in schattigen, feuchten Lagen lassen das Reet schneller altern (Moos- und Algenbewuchs)
  • Pflege und Wartung: Regelmäßige Reinigung und kleine Reparaturen tragen erheblich dazu bei, die Lebensdauer zu verlängern

Beachte: Nach etwa 30 Jahren muss ein Reetdach meist erneuert oder zumindest großflächig repariert werden. Den First (oberster Abschluss) solltest du schon nach 10 bis 15 Jahren erneuern, da er der Witterung am stärksten ausgesetzt ist.

Pflege und Wartung eines Reetdachs

Mit einer guter Pflege kannst du die Lebensdauer deines Reetdachs um viele Jahre verlängern und sparst Dir teure Reparaturen oder eine vorzeitige Neueindeckung. Dazu gehört:

  • Moos und Algen entfernen: Pflanzenbewuchs sieht zwar idyllisch aus, hält aber Feuchtigkeit und schädigt das Reet
  • Reetbüschel befestigen: Kleine Schäden sollten frühzeitig repariert werden, bevor Feuchtigkeit eindringt
  • Den First kontrollieren: Achte besonders auf den First, da er der Witterung am stärksten ausgesetzt ist
  • Regelmäßige Inspektionen: Lasse dein Dach alle 1–2 Jahre von einem Fachmann prüfen

Fazit: Lohnt sich ein Reetdach?

Ein Reetdach ist sicherlich mehr als nur eine Dachdeckung, vielmehr steht es für Nachhaltigkeit, Tradition und Natürlichkeit. Es passt vor allem perfekt zu ländlichen Regionen, historischen Gebäuden und wenn du Wert auf ein besonderes Wohnklima legst. Die Kosten sind zwar höher als bei Ziegeldächern, dafür bekommst du aber ein langlebiges, einzigartiges Dach, das dein Zuhause zu etwas ganz Besonderem macht. Wenn du bereit bist, in Pflege und Wartung zu investieren und die regionalen Gegebenheiten passen, ist ein Reetdach eine perfekte Wahl.

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