Berechnung der Dachneigung: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Berechnung der Dachneigung: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Veröffentlicht am

Bei einem Neubau ist die Dachneigung in den Unterlagen des Statikers und Architekten vermerkt. Auch bei Fertighäusern finden sich die Angaben zur Dachneigung und zum Winkel in den Bauunterlagen. Etwas anderes sind Bestandsimmobilien. Hier werden beim Kauf oftmals nicht alle Unterlagen übergeben. Und selbst wer sein Haus nicht verkauft, hat vielleicht nicht mehr alle Bauunterlagen zur Hand. Gerade bei historischen Gebäuden, die vielleicht im Laufe der Jahre einen neuen Dachstuhl bekommen haben oder aufgestockt worden sind, dürfte es schwierig werden, die Dachneigung in den Unterlagen zu finden. 

Zum Glück kann die Dachneigung samt Winkel berechnet werden. Wie, das verraten wir in diesem Artikel. 

Dachneigung was ist das?

Die Dachneigung gibt die Steilheit des Daches an. Dabei handelt es sich beim Dachneigungswinkel um den Winkel zwischen der geneigten Dachfläche und der Waagerechten. Dieser wird in Grad gemessen. Gelegentlich wird die Dachneigung auch in Prozent angegeben. Grundsätzlich werden in der Praxis die verschiedenen Neigungswinkel einer Dachgruppe zugeordnet. Hier gibt es: 

  • Dachneigungsgruppe I: flach 
  • Dachneigungsgruppe II: flach geneigt
  • Dachneigungsgruppe III: geneigt
  • Dachneigungsgruppe IV: steil 

Grundsätzlich ist die Berechnung der Dachneigung nicht nur bei der erstmaligen Dachkonstruktion wichtig. Bei Bestandsimmobilien muss die Dachneigung beispielsweise berechnet werden, wenn eine Photovoltaikanlage installiert werden soll oder ein Dachfenster eingebaut wird. 

Dachneigung je nach Dachart 

Dächer haben unterschiedliche Neigungen. Danach werden sie in die jeweiligen Dacharten eingruppiert. 

  • So haben Flachdächer eine Dachneigung von 2 bis 5 Grad. 
  • Flachgeneigte Dächer hingegen haben einen Winkel zwischen 5 bis 20 Grad. 
  • Und ein Steildach hat einen Dachneigungswinkel von mindestens 20 Grad. 

Wann muss die Dachneigung bestimmt werden?

Die Ermittlung der Dachneigung ist in folgenden Fällen notwendig: 

  • Für die Installation einer Dach-PV-Anlage
  • Die Montage eines Schneefangs
  • Einbau von Dachfenstern
  • Neue Dacheindeckung

Die Neigung bestimmt, welche Fenster oder Dachziegel verwendet werden können. Auch die Größe des Schneefangs und die Anzahl der Solarmodule hängen von der Dachneigung ab.

Dachneigung berechnen: mit Dachhöhe und Dachtiefe

Um die Dachneigung zu berechnen, braucht man zwei Maße: die Länge (a) und die Höhe (b). Dabei muss aber nicht die gesamte Dachlänge und Dachhöhe von einem Punkt aus gemessen werden. Es reicht die Bestimmung einer Teillänge als Berechnungsgrundlage. Hier ein Beispiel, um bei einem klassischen Satteldach die Dachneigung zu ermitteln.

Dachneigung bestimmen: Dachhöhe und Dachtiefe berechnen

Um die Dachneigung auszumessen, kann das Maß an einem beliebigen Punkt genommen werden. Von dort aus wird ein rechtwinkliges Dreieck gebildet. Länge (a) und Höhe (b) müssen dabei in einem 90° Winkel zueinanderstehen. Da bei einem Satteldach die Neigung des Ortgangs/der Dachfläche bzw. Sparrenlänge zwischen Traufe und First immer gleichbleibt, kann die Dachneigung an einem beliebigen Punkt gemessen werden.

Dachneigung: Berechnung mit und ohne Dachboden

Hat das Haus einen Dachboden, ist die Messung besonders leicht:

  1. Dazu wird auf dem Dachboden an der Dachschräge eine waagrechte Länge (a) bestimmt.
  2. Von dieser wird im rechten Winkel die senkrechte Höhe (b) bis zur Dachschräge (c) gebildet.
  3. Der Winkel (ß) zwischen der Schräge und der Waagrechten ist der Dachneigungswinkel.

Wenn kein Dachboden vorhanden ist, muss die Neigung direkt auf dem Dach gemessen werden.

  1. Von einem Punkt der Dachschräge wird die senkrechte Höhe (b) gemessen.
  2. Von dort wird ein exakter 90° Winkel gebildet. 
  3. Nun wird die waagrechte Länge (a) zur Schräge hin gemessen.
  4. Auch hier ist der Winkel ß wieder der Neigungswinkel des Dachs.
Hausbau planen Software kostenlos - Jetzt POCASIO für deine Hausbauplanung verwenden

Dachneigung berechnen: Formel

Um die Dachneigung zu berechnen, gibt es folgende Rechenwege:

  1. Für die Berechnung der Seitenlänge: Der Satz des Pythagoras: a²+b²=c²
  2. Für den Sinuswert des Winkels: Die Winkelfunktion: b / c = sin (ß)

Der Sinuswert wird anschließend in den Taschenrechner eingegeben. Daraus ergibt sich die Gradzahl. Dafür muss der Taschenrechner aber auf Degree (DEG) eingestellt werden und die Funktion arcsin ist zu bestätigen.

Umrechnung der Dachneigung: Grad in Prozent

Um den Steigungswinkel des Dachs in Prozent umzurechnen, gibt es folgende Formel:

Steigung % = tan (Steigungswinkel [°]) x 100 

Einfacher ist aber die Verwendung dieser Umrechnungstabelle.

Dachneigung: Tabelle mit Grad (°) und Prozent (%)

Grad °Dachneigung in Prozent %
Dachneigung 1 Grad1,75 %
Dachneigung 2 Grad3,49 %
Dachneigung 3 Grad5,24 %
Dachneigung 5 Grad8,75 %
Dachneigung 10 Grad17,63 %
Dachneigung 15 Grad26,79 %
Dachneigung 20 Grad36,40 %
Dachneigung 25 Grad46,63 %
Dachneigung 30 Grad57,74 %
Dachneigung 35 Grad70,02 %
Dachneigung 40 Grad83,91 %
Dachneigung 45 Grad100,00 %

Wie rechnet man die Dachneigung aus? Beispiele

Ob Wohnhaus oder Carport und Gartenhaus: Es ist egal, für welches Gebäude die Dachneigung bestimmt werden soll. Die Rechenweise ist immer die Gleiche. Und: Es muss immer die erforderliche Regeldachneigung (von den Herstellern in den Verarbeitungshinweisen zu jedem Produkt angegeben) eingehalten werden, um Schäden vor Wasserstau oder einem Einstürzen wegen einer zu hohen Schneelast zu vermeiden.

Regeldachneigung nach Dacheindeckung

Damit traufwärts fließendes Wasser nicht eindringen kann, werden – je nach Art der Dacheindeckung und Verlegemethoden – folgende Regeldachneigungen empfohlen: 

  • FZ-Dachplatten, deutsche Deckung 25°
  • Schiefer, altdeutsche Deckung 25°
  • Schiefer, altdeutsche Doppeldeckung 22°,
  • Betondachsteine, hoch liegende Längsfalz 22°
  • Doppelmuldenfalzziegel 30°
  • Flachdachpfanne 22°
  • Kunststoffplatten 15°
  • Trapezprofil, Stahl und Aluminium 4 bis 7°
  • Industriestehfalz 0,5°
  • Bitumenschindeln 15° bis 85°, je nach Sparrenlänge und Form der Schindeln

Dachneigung: Carport

Ein Carport hat häufig ein Flachdach. Zwischen dem First und der Traufe sollte die Dachneigung mindestens ein Gefälle von 2 Grad (3,5 Prozent) aufweisen. Je steiler die Neigung ist, desto kleiner wird die Fläche für den Autoabstellplatz unter dem Dach. Auch ein Satteldach ist möglich. Dann aber nur mit einem Gefälle zwischen 15° und 25°.

Dachneigung PV Anlage

Für die Installation einer Photovoltaikanlage ist eine bestimmte Dachneigung zwingend erforderlich. Denn diese bestimmt den optimalen Sonneneinstrahlwinkel und damit verbunden die ideale Energieausbeute. In Deutschland sind Neigungswinkel zwischen 30 bis 50 Grad optimal. Soll mit den Solarmodulen die Warmwasseraufbereitung unterstützt werden, reicht meist ein Winkel zwischen 30 bis 35 Grad. Zur Heizungsunterstützung muss die Dachneigung 45 Grad für die Photovoltaik-Anlage aufweisen. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Sonnenstand, desto steiler muss das Dachgefälle sein.

Welche Dachneigung für ein Gründach?

Ein Gründach sollte zwischen 0 und 15 Grad steil sein. Der maximale Dachneigungswinkel liegt bei 30 Grad. Dann muss aber eine Schubsicherung verbaut werden.

Fazit

Immer wieder kann die Berechnung der Dachneigung erforderlich sein. Egal, ob beim Neubau, dem Bau eines Carports oder Gartenhauses oder der Installation einer PV-Anlage. Grundsätzlich sollte bei der Bestimmung der Dachneigung immer auch die Regeldachneigung berücksichtigt werden – damit Regenwasser richtig abfließen kann. Um die Dachneigung zu ermitteln, gibt es eine feste Formel. Im Internet finden sich aber auch diverse Neigungsrechner, die das Ausrechnen übernehmen. Damit ist man auf der sicheren Seite. Denn die Dachneigung sollte exakt berechnet werden, um mögliche böse Überraschungen zu verhindern.

Schreibe einen Kommentar